Documentary London 2023

 

Februar.

Der Winter zieht langsam an uns vorbei, der Himmel reißt auf und schenkt uns endlich die ersten Sonnenstrahlen.
Swinging London heißt es. Eine Stadt, die mich immer schon fasziniert hat, so nah sind all ihre Mikrokosmen beieinander, so schnell kommt man von einer Welt in die nächste.

Die Touristenmassen machen Städte für mich immer weniger authentisch, ich suche nach den Menschen die dort leben.

Wer seid ihr? Wo lebt ihr? Wer macht diese Stadt zu dem was sie ist?

 

Meine Reise zog sich durch Islington, Shoreditch, Whitechapel, Chinatown, Camden und Southall...

 

Die Farbfotos sind unsortiert ;)

Shoreditch.

Für mich der ultimative Londonvibe. Es ist kreativ hier, Stellenweise dreckig und sehr bunt. Der Vibe den Shoreditch ausstrahlt ist irgendwo zwischen DIY und kultureller Vielfalt. Die Brick Lane, Hauptstraße des ganzen Treibens ist schmal und wird auch künftig nicht den Platz haben sich unnötig auszudehnen. Rund herum ist grad vieles im Umbruch, die gesellschaftliche Struktur ist multikulturell durchwachsen und bietet auf der Straße ein wildes Bild. Die Leute sind super offen und kommunikativ, man fühlt sich sofort angekommen. Zwischen den Alternativeren Shops und süßen Cafes gibt es viele einheimische arabische Läden. Für mich ist Shoreditch mein neues Camden.

Whitechapel ist in gleich neben Shoreditch und immer noch im Stadtzentrum. Erreicht man den Whitechapel Market fühlt sich das aber nicht nach dem klassischen London mit Big Ben und Co. an.

Whitechapel ist großteils muslimisch geprägt, man sieht wenig Frauen ohne Kopftuch oder Burka. Kein Ort, an dem sich der klassische Tourist wohlfühlt, würde ich behaupten. Allerdings gehört auch genau das so sehr zu London, die verschiedenen Kulturen und Bewohner und ich finde es ratsam an Orte zu gehen, an denen man selbst mal komisch beäugt wird.
Die Menschen sind sehr skeptisch, vor allem der Kamera gegenüber, die meisten tauen aber schnell auf. Es gibt super geile arabische Süßigkeiten an der Straße  ;)

Islington ist eher nicht Teil des Touristenplans, denn hier leben viele Menschen und es gibt keine großen Sightseeingziele. Das hier ist das London der Mittelschicht, aber man hat das Gefühl die meiste Zeit unter Locals zu sein. Auf jeden Fall eine Empfehlung ist die Camden Passage, eine kleine schmale Straße mit viel handgemachtem, guten Cafes und Frühstück ohne Ende.

Southall ist sehr weit außerhalb des Stadtzentrums. Ganz kurz (10 Minuten) vor Heathrow liegt das Viertel, welches auch als Indien von London beschrieben wird. Hier steigt man aus der Bahn und ist wirklich in einer völlig anderen Welt. Viele Anwohner sprechen kein Wort Englisch und müssen das auch nicht. Man ist einfach nicht mehr in England. Southall ist kein Touristenziel und das spürt man deutlich, wenn man durch die Straßen geht. Hier wird man von allen Seiten angeschaut. Die Menschen sind aber fast alle super freundlich und mit einem lächeln auf den Lippen ist Southall eine Horizonterweiterung die Seinesgleichen sucht.

Auffällig ist die religöse Vielfalt, man wird oft auf der Straße angesprochen, es gibt einen großen Tempel am Bahnhof, den ich nicht besucht habe, weil ich mit der Kamera auf jeden Fall nicht reingekommen wäre. Die Straßen riechen nach Essen, welches ich vorher noch nie gesehen oder gerochen habe.

Southall ist allerdings beliebtes Reiseziel für nicht Europäer.

Underground.
Wer London besucht sollte keinesfalls mit dem Uber oder Bus fahren, denn die Underground ist einfach wie eine eigene Stadt. Enge Gänge, ständiger Trubel, zu Stoßzeiten dichtes Drängen und Rolltreppen bis man nicht mehr gucken kann.

Die Underground hat für mich einen eigenen Charme. Wenn ihr Zeit habt, setzt euch einfach mal einen Tag rein.

Camden und Chinatown.

Als ich 2006 das erste mal in Camden war fühlte sich das an wie das Epizentrum der Subkultur. Die Besetzerszene in Camden war riesig, der Vibe deutlich spürbar. Das Camden Lock, die alten Lagerhallen, waren liebevoll mit kleinen Ständen bevölkert und man sah, dass überall noch selbst angepackt wurde. Auch 2006 war Camden bereits touristisch geprägt, allerdings immer noch auf der "Alternativen Seite" zuhause. Heute ist Camden ein reiner Tourispot geworden, zu überfüllt, zu neu, die Locks wurden komplett saniert und Camden gleicht eher einem Disneyland. Für mich kein Must see mehr.
Chinatown ist zwar auch absoluter Touristenspot, fühlt sich aber aufgrund der Menschen die dort sind weniger danach an. Vor allem Abends ist Chinatown einfach einen Spaziergang wert.